Logbuch KW 43
Ende Oktober in die Nordsee - wer das bucht, der hat was vor, der will es wissen, nicht nur einfach mitsegeln, sondern auch etwas lernen. Und das wollten Mario und Robert.
Am Dienstag Abend haben sie das kostenlose Vorabendboarding genutzt, denn bereits am kommenden Morgen ging es schon um 0730 los.
Also abends die Sicherheitseinweisung und Crewbesprechung, morgens dann ein reichhaltiges Frühstück und die ersten Informationen zum Rigg. Und dann geht es auch raus auf die wilde, wilde Nordsee. Wind 6-8 aus SW werden für die Außenelbe vorhergesagt. Also das Dritte Reff eingelegt, jedoch nicht gesetzt und mit einem 80%igem Vorsegel geht aus dem Amerikahafen in Cuxhaven auf die Elbe parallel zum Tonnenstrich Richtung Elbe 1.
Eine Dämmerungsfahrt mit vielen Lichtern - doch schon bald wurde es immer heller. Eine coole Sache, vor allem für die Lichterkennung. Naja, und so ein Sonnenaufgang auf See hat auch schon etwas - romantisches…
An Tonne 21 queren wir die Elbe, nachdem wir das mit Cuxhaven-Elbe-Traffic per Funk abgestimmt haben und verfolgen dann das Elbfahrwasser weiter Richtung Elbe 1.
Dann geht es bei Barke Z Richtung Helgoland. Der Wind nimmt zu und die Wellen auch. Mario ist überrascht, wir gut sich die AHOI nur mit dem kleinen Vorsegel bei 6-8 Bft durch die 2 m Wellen steuern lässt. Und schupps ist man nach einem kleinen Schleudergang auch schon gegen 1300 auf Helgoland. In den Hafen gesegelt, dann Motor auf Standby und längsseits an der E-Mole angelegt.
Wenn da nicht ein Tampen in die Schraube geraten wäre - so ein Scheiß - und das bei dem Wind. Immerhin, der Motor ist noch nicht abgewürgt und so konzentrieren wir uns auf den abgefenderten Touchdown. Und das hat überraschend gut funktioniert. Nun ja, die AHOI, bzw. der Anker der AHOI wurde von der Backbordwinsch eines Schiffes abgebremst und hat damit die Winsch und den Reelingsdraht beschädigt, doch darüberhinaus sind keine Schäden zu vermerken - Glück gehabt.
Am kommenden Tag kamen die netten Taucherinnen vom AWI und haben uns den Tampen aus der Schraube geholt - damit gab es auch hier keine weiteren Schäden und wir konnten bereits um 1330 Helgoland wieder Richtung Büsum verlassen. Rauschefahrt, erst mit drei Reffs und dann mit vollem Groß. Eigentlich wollten wir zunächst nach Amrum, doch die vorhergesagte Südwindlage haben uns umplanen lassen, denn schließlich müssen wir ja auch wieder zurück - und kreuzen, bei Kälte und Wind gegen Strom wollten wir nicht.
Um 1800 machen wir als einziges Schiff an den restlichen Stegen in Büsum fest und geniessen unser Abendessen an Bord.
Beim Einlaufen sehe ich die HR-Meyer, den SRK aus Bremerhaven. Ich bin mit dem Vormann befreundet und rufe ihn mobil an, um zu fragen, ob er an Bord ist. „Na klar, wir machen hier die Werftvertretung für die Storm - kommt morgen doch mal vorbei“. Bei Mario und Robert leuchten die Augen - das ist ein Highlight - eine Privatführung auf einem Rettungskreuzer.
Da wir morgen zeitig aufstehen wollen, geht es entsprechend früh in die Kojen. Doch Mario und Robert müssen noch einmal den Skipper wecken: „schau mal, wie geil der Mond da gerade aufgeht“. „Mond - jo - voll romantisch“, raunt der Skipper, schließt die Luke und legt sich wieder hin.
Am kommenden morgen frühstücken wir zunächst ausgiebig und verholen dann zum SRK. Erst Kaffee in der Messe und dann erkunden die beiden Maschine, Brücke und Tochterboot. Dann wird noch das Sammelschiff gefüttert und wir können passend mit dem ablaufenden Strom Büsum verlasen. Die „Meyer“ überholt uns noch auf einer Kontrollfahrt und wir segeln gemütlich Richtung Süderpiep. „Die Kunst ist es, bei Stauwasser in das Lüchter Loch zu kommen“ schwadroniert der Skipper. „Denn hier steht sonst eine fiese Welle“.
Dank der Führung auf dem SRK und der damit verspäteten Abfahrt kamen wir genau zu diesem Zeitpunkt dort an - Kunst halt. Ach ja - und einen wirklich spektakulären Sonnenaufgang hatten wir natürlich auch - klar, die Sonne steht zu dieser Jahreszeit immer in einem besonderen Winkel. Für uns hier an der Küste „normal“ - für die Teilnehmer immer ein „wow“ - voll romantisch 😉
Wir segeln in die Elbe - also weiter südwärts. Wir glauben mal den Vorhersagen und wollen zu dieser Jahreszeit und Kälte kein größeres Risiko eingehen. Im „Loch“ wir kurz motort und dann wieder mit dem auflaufendem Wasser elbaufwärts gekreuzt. Um 1700 rutschen wir über die Barre der Oste, um dann um 1745 in Neuhaus fest zu machen. Kaum haben wir die AHOI aufgeklart, ist es auch schon stockdunkel. Robert zaubert uns ein Essen und anschließend besuchen wir die Brauerei vor Ort.
Die Einfahrt in die Oste war schon spannend. Strom, Pricken und Watt lassen einen demütig werden und verlangen ein konzentriertes Fahren. „Wie das wohl bei Dunkelheit funktionieren soll, wenn man die Pricken nicht sehen kann?“ fragt sich Mario - „das zeige ich Dir morgen früh“, antwortet der Skipper, „denn dann müssen wir bei Dunkelheit hier aus“.
Nach dem Brauereibesuch spülen wir den Geschmack mit dem Bordbier noch etwas nach und dann geht es auch schon wieder in die Kojen. Zeitiges Aufstehen steht auf dem Programm, denn die Crew will vor dem Start unbedingt noch richtig frühstücken - das ist auch gut so.
Um 0630 schmeissen wir die Leinen los und suchen mit den Scheinwerfern den Weg aus dem Sperrwerk und später entlang der Pricken. Auf halber Strecke unterstützt uns die Sonne, so dass wir schon am Ausgang der Oste ohne Scheinwerfer gucken können. Sonnenaufgang über dem Watt - was soll man da sagen? Romantisch halt.
Wind aus SE und auflaufender Strom - ab Brunsbüttel kreuzen wir die Elbe rauf. Während wir auf der bisherigen Reise „Anlieger“ gefahren sind, kommt die Crew nun ins Schwitzen - Wende und Wende - das übt. Und dann rein in die Stör. Der Brückenmeister hat uns schon von Weitem gesehen und öffnet uns die Brücke. In Wewelsfleth machen wir dann um 1300 fest und gehen gleich zu Kaffee/Tee und Kuchen über. „Was machen wir nur jetzt mit dem ganzen Tag?“. Nun ja, der wurde dann noch stressig genug. Um 1400 zum Mobby Dick, auf dem Rückweg überrascht und Gerd mit einem Besuch an Bord, dann noch zu Ikke die Liegegebühr bezahlen, und natürlich auf dem Sofa ein Bier trinken. Um 1800 zu Lüders zum Abendessen ….
Wir lassen den Abend an Bord mit Musik ausklingen und hauen uns deutlich später wieder in die Kojen. Heute Nacht wird die Zeit umgestellt und wir müssen erst um 1100 Wewelsfleth verlassen.
Also morgens wieder mit frischen Brötchen frühstücken, dann das Vorsegel wechseln und wieder raus aus der Stör, hinein in die ablaufende Elbe. Mit der 140% Genua und dem Groß fahren wir raumschots an Brunsbüttel vorbei und dann ausserhalb des Tonnenstrichs Richtung Cuxhaven - mit bis zu 11kn Fahrt über Grund. Bereits um kurz vor drei segeln wir bei 4 kn Querstrom in den Amerikahafen - dort noch 1,2 Halsen und dann bergen wir die Segel. Mittlerweile ist das Team voll eingespielt und die AHOI liegt kurz nach 1500 am Platz. Wie schnell doch wieder die Zeit vergangen ist und was wir doch wieder alles erleben durften… Es ist immer wieder erstaunlich wie schnell die Zeit an Bord doch vorbei geht - es ist alles so kurzweilig und doch intensiv - auch und natürlich auch romantisch.